Scheiß auf Moral?


Da ist es wieder. Das Dilemma mit der Moral. Piratenpartei, Internetuser, Menschenrechtler und so weiter wehrten sich einst gegen die Zensur im deutschen Internet. Zja. Soweit auch ganz richtig. Wer will hier schon Verhältnisse wie sie in China? Ich nicht. Trotzdem gibt es gefährliche Internetseiten.

Ob es nun Kinderpornos sind oder Seiten wie „iShareGossip“, in denen Schüler von anderen Schülern runter geputzt werden. Das sind Seiten die gesperrt gehören. Die man in Deutschland nicht erreichen dürfte. Wäre da nicht das Ding mit der Zensur. Wo fängt sie an? Wo hört sie auf?

Im Falle von „iShareGossip“ stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Völlig anonym kann man dort gegen Mitmenschen hetzen. Kann Bilder hochladen. Kann dort Leben zerstören. Wir erinnern uns: Die Pubertät war ein Arschloch. Nicht bei jedem von uns. Doch bei vielen. Damals ging es ganz Oldschool zu. Man wurde direkt gemobbt und verprügelt. Das blieb aber meistens in der Schule. Oder dem Umfeld. Zumindest im Stadtteil. Außerdem konnte man seinen Peinigern ins Gesicht sehen. Und gezielt ihre Bremsschläuche durchschneiden. Oder Jahre später feststellen, dass das Leben dafür sorgte, dass die Ärsche von damals heute totale Loser sind und man selber etwas erreicht hat.

Eins steht fest: Mobber waren immer schon feige. Nur stark in der Gruppe. Das sorgt dafür, dass man nicht einen bestimmten im Visier hat, sondern eine Klasse oder „Gang“. In der Welt 2.0 geht das alles so schön anonym. Kein einloggen, kein Augenkontakt. Nichts. Man kann einfach drauf los schlagen. Und die Opfer? Die genießen keinerlei Schutz.

Jetzt mal ne Frage am Rande. Das deutsche Internet ist doch bereits Zensiert. Wenn man zum Beispiel bei Youtube bestimmte Bands sehen will geht das nicht. Warum geht das nicht bei Seiten auf denen Menschen zum vergnügen anderer leiden müssen? Ach ja. Das sind ja wirtschaftliche Interessen gegen moralische. Sorry. Hab ich vergessen.

Kommentieren



 
Ich glaub, hier werden Äpfel, Birnen und Erdbeeren verglichen.

Zuerst einmal: Jegliche Sperrung von Internetseiten ist Zensur, wenn es darum geht, Meinungen zu unterdrücken bzw. Informationsverbreitung zu verhindern. Das ist das Eine.

Wenn auf Internetseiten anonym Menschen beleidigt werden, ist es a) Aufgabe staatlicher Gewalt, auf Antrag diese Beleidigungen zu unterbinden und zu verfolgen und b) Aufgabe staatlicher Legislative, Rechtslagen zu schaffen, die den Betreibern solcher Seiten die Verhinderung der Anonymität auferlegt. Und, ja, ich weiß, daß das bei russischen Seiten z.B. nicht einfach ist. Aber es gibt sogenannte zwischenstaatliche Gesetzeswirkungen, die in anderen Bereichen auch greifen und somit offenbar praktikabel sind. Das ist das Andere.

An diesem Besispiel wird zweierlei deutlich: Erstens, die Entwicklung des Internets ist schneller, als die Entwicklung des Menschen und sie lockt die dunkele Seite der Menschen hervor, die erst in der anarchischen Welt des Netzes wieder zum Vorschein kommen kann.
Wer geglaubt hat, 200 Jahre Aufklärung hätten das Tier Mensch von seiner unangenehmen Seite befreit, der irrt offensichtlich.

Zweitens, der Ruf nach Zensur zum Schutz der Kinder wird gerade von denen laut zum Vortrag gebracht, die in der Vergangenheit alles dazu getan haben, daß die Gesellschaft sich mehr um ihre vitale Existenz denn um die Pflege der Brut kümmern muß. Sprich, wenn ich den ganzen Tag zu Zweit bei der Arbeit hocken muß, bzw. als Alleinerzieher nur Hartz IV oder jeden Scheißjob als Alternative habe, kann ich mit meinen Kindern nicht in die Sandkiste, Spielplatz, Kindergruppe, Schwimmbad etc. gehen, und sie zu selbstbewußten Menschen erziehen, die immun für solchen Schwachsinn wie Internetchat- und Mobbingseiten sind.

Was die angeführten Youtube-Inhalte angeht, dabei handelt es sich nicht um Zensur sondern die Unterbindung von Rechtsverstößen, wie oben schon beschrieben. Die Anmerkung, daß das bei wirtschaftichen Dingen immer etwas effektiver geht, als bei nicht merkantil geprägten, trifft allerdings ins Schwarze.

... link  


... comment
 
Vieles und Richtiges, aber ich möchte anfügen, dass das Internet in Deutschland kein rechtsfreier Raum ist und man keinfesfalls anonym agiert, nur weil man seinen Namen nicht offen angibt.

Dafür haben wir doch die Vorratsdatenspeicherung. Wer sich durch bestimmte Inhalte beleidigt sieht, kann hierzulande klagen und die Herausgabe der IP- und folglich realen Adresse des Einstellers erwirken. Das ist auch gut so und ist meines Wissens auch schon des Öfteren geschehen. Normale User sind nämlich nicht versiert genug, ihre Identität tatsächlich zu verschleiern um derlei Straftaten zu begehen.

Eine Anzeige ist natürlich immer noch kompliziert, aber so schnelllebig wie das Netzt ist, bringt eine Zensur wenig, gerade wenn es sich um ausländische Seiten handelt...

... link  


... comment