Dienstag, 19. August 2008
Grüne Wiese


Das wird toll. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das frühe Aufstehen mir nichts ausmacht, aber es ist eine Wohltat wieder gefordert zu werden nachdem man über zwei Monate rumhing. Inzwischen ist eine Woche um in meiner neuen Arbeitsstelle. Ich bin jetzt im Anerkennungsjahr meiner Erzieherausbildung und hab eine wirklich töfte Einrichtung gefunden. Die Kollegen sind überaus nett, und die Kinder sind der Knaller. Gut, nicht alle können Deutsch oder überhaupt sprechen. Aber sie lassen raus was in ihnen steckt. Ich wurde zum Beispiel innerhalb der ersten Woche jeweils einmal angebrochen, mit Kot beschmiert und beim Windelnwechseln angepieselt. Aber was soll’s? Die Kinder machen es ja nicht mit Absicht, und es fabriziert wirklich einen riesen Spaß mit ihnen zu arbeiten. Allerdings eher aus anderen Gründen.

Wenn nur mal man die ganz Kleinen beobachtet. Diese Neugierde, diese Begeisterungsfähigkeit. Jeden Tag nehmen sie etwas Neues mit. Dinge für die ein Erwachsener mit seiner Voreingenommenheit und eingerosteten Denkleistungen teilweise Tage oder Wochen brauchen würde, lernt ein Kind unter guten Bedingungen in Stunden oder Tagen. Da soll noch mal Jemand die Frechheit besitzen und Kinder als blöd hinstellen! Es ist wirklich befriedigend wenn man sieht welche Fortschritte sie machen und man weiß, dass man daran beteiligt war.

Natürlich ist es wie in jedem anderen Job auch manchmal sehr anstrengend. Ständige Wiederholungen, Lautstärkepegel eines startenden A380 und zahlreiche Unappetitlichkeiten machen es einem an manchen Tagen nicht einfach. Aber insgesamt überwiegt das Positive. So ist man gut gelaunt aber total im Eimer wenn man nach hause kommt. Auch heute. Und darum werde ich mich auch erstmal auf meine Liegewiese verkrümeln, die ich mangels Sofa, Moneten für ein Sofa und Platz für ein Sofa erst letztes Wochenende als Uptate für mein „Café Privat“ einrichtete. So Eureka fängt gleich an. Das wird toll!

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Mittwoch, 6. August 2008
Jetzt noch leckerererer
Kennt ihr das? Man hat so Rituale. Eingetretene Pfade die einem das Leben angenehmer gestalten und einem Sicherheit geben. Feierabendbier, Zigarette danach, Simpsons gucken, in den Rockpalast gehen und son Zeug halt. Rituale sind auch in der Pädagogik ein wichtiger Faktor. Sie sorgen, wie gesagt, für Sicherheit bei den Kindern, weil der Tag dadurch eine Struktur bekommt. Sie wissen was geschehen wird, auch ohne die Uhr zu können. Sie machen den Tag für die Kinder und Jugendlichen planbar. Zudem sind Rituale bei Gruppenprozessen (Gruppenzugehörigkeit) wichtig, um Gemeinsamkeiten herauszustellen, die die Gruppe von anderen Gruppen unterscheidet. Eine gemeinsame Begrüßung zum Beispiel. Sie sind wie Landmarken auf einer Reise.

Rituale werden auch Angewohnheiten genant. Wobei unter diesem Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch zum Beispiel auch Neurosen und Unarten fallen. Wobei „Unarten“ Auslegungssache sind. Die Zigarette nach dem Essen kann für den einen ein schönes Ritual sein, für den militanten Nichtraucher allerdings eine Unart. Hmm, gut. Das hätte ich für mich also nun auch geklärt.

Zum Thema zurück: Auch ich habe Rituale. Dazu gehört zum Beispiel im Laufe einer längeren Reise mit dem Auto, an einer Tankstelle zu halten und mir einen „Nescafé White“ zu kaufen. Manchmal auch mehrere. Bis neulich folgendes eintrat:

„Wuäh, schmeckt das Zeug komisch. Die werden doch wohl nicht eine neue, noch „bessere“ Rezeptur gefunden haben.“ Sagte ich voller Abscheu. „Oder liegt es daran, dass ich vor ner Stunde die Zähne geputzt habe?“ Dann warf ich einen Blick auf die Flasche. Es lag nicht am Zähneputzen. „Jetzt noch leckerer“ stand höhnisch auf der dezent neu gestalteten Flasche. Eine Frechheit so was. Wer sagt denn das es jetzt noch besser Schmeckt? Nescafé? Die Promotionabteilung? Der Papst? Fakt ist: Es schmeckt nicht mehr wie gewohnt einfach nur billig, sondern einfach nur billig und nach Wallnuss! Und dazu noch dickflüssiger. Was wohl kremig sein soll, aber eher einem Müllermilch Capuccino nahe kommt. Wenn ich den Trinken will, kaufe ich mir einen. Das hat mir die nächsten 10 Minuten kräftig vermiest.

Nun habe ich nur die Möglichkeit mich daran zu gewöhnen oder mir ein neues Ritual einfallen zu lassen. Am besten mit einem Produkt, welches es schon ewig gibt. Schokakola zum Beispiel. Was will man daran noch verbessern?

Andererseits ist es Erschreckend, das mich so eine Kleinigkeit derartig aufgeregt hat. Ist doch nur ein überteuerter, kalter Kaffee! Da ist mir erst bewusst geworden, das es sich um ein Ritual handelte. Denn das ist der Nachteil: Wird einem ein Ritual weggenommen, reist es ein Loch in den Ablauf. Das wird jeder bestätigen können, mit dem nach einer längeren Beziehung Schluss gemacht wurde. In einer Beziehung ritualisiert sich vieles. „Ich liebe dich“ oder „Schatz“ sagen. Der allabendliche Anruf. Gemeinsame Kochaktionen am Donnerstag. Keine Ahnung. So was halt. Und das ist ein weiterer Faktor, warum das Ende einer Beziehung beiden Parteien wehtun kann. Der Schlussmachende leidet nämlich auch oft darunter. Er ist zwar erleichtert den Partner los zu sein, vermisst aber die Gewohnheiten. Und bei dem armen Tropf mit dem Schluss gemacht wurde, kommt das erschwerend hinzu. Nicht nur der Schmerz über den Verlust, sondern bewusst/unbewusst die fehlenden Rituale, die alles nur noch schlimmer machen, indem sie tonnenweise Salz in die Wunde reiben.

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Montag, 4. August 2008
Neulich in der Apotheke…
Dieses grausige Wetter! Es schafft mich. Warum schreien alle nach dem Sommer? Frühling oder Spätsommer tun es doch auch. Angenehme Temperaturen, man kann zwischendurch mal ne Jacke tragen und der Körper hat auch keine Malessen. Es könnte so schön sein. Doch dann kommt er. Der Hochsommer, gegen den kein Kraut gewachsen ist. Tagsüber die Hölle. Nur nachts zu ertragen. Mein Vorteil, dass meine Wohnung gen Norden zeigt und nie wirklich warm wird. So kann ich die Tage wunderbar aussitzen und gegen Abend einkaufen und mich am sozialen Leben beteiligen.

Leider war ich in der letzten Zeit nicht in meiner Wohnung, sondern im Emsland. Dort hatte ich nicht viele Möglichkeiten. Schwitzen oder noch mehr Schwitzen. Allenfalls das Wohnzimmer meiner Eltern oder der Keller waren zu ertragen. Nur das das Wohnzimmer eine Art Sperrgebiet ist und somit ausfällt.

Na ja, so ist das alles. Als es die Tage so schwül war, dass das Eiweiß in meinem Körper anfing zu stocken, musste ich dann auf Kopfschmerztabletten zurückgreifen. Jammerschade das ich von denen keine mehr hatte. In der Apotheke ging ich dann relativ souverän vor:

„Moin. Ich brauch was gegen dieses beschissene Wetter!“
Die Apothekerin zieht die linke Augenbraue hoch.
„Ich stelle mir da was gegen Kopfschmerzen vor. Es sollte wie eine gute Beziehung sein. Langsam beginnend, lange anhaltend und nervenschonend. Was haben sie da so?“

Letzten Endes nahm ich für unter zwei Euro 30 Pillen Paracetamolverschnitt mit und war recht glücklich. Fiebersenkend ist das Zeug ja auch.

Witzig ist das die Tabletten billiger waren als beispielsweise Kaugummi, Nescafé aus der Tankstelle oder Kinderriegel. Eine echte alternative zur Beruhigung meiner Nerven…

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Freitag, 18. Juli 2008
Der Tag des Sofas


Oh man! Ich habe Arme wie ein Gorilla! 10 cm länger als sie sein sollten. Und zudem einen unsäglichen Muskelkater in Armen, FINGERN und Schultern. Bin ich ein Weichei. Dabei habe ich das blöde Ding allerhöchstens 900 Meter geschleppt. Na gut, einiges Gepäck hatte ich später in Form von Bier und eines Mucketoasters auch dabei. Das dürfte allerdings nicht weiter ins Gewicht gefallen sein.

Ein Paar tage vorher: Die Anfrage kam überraschend. „Hast du nicht Lust mir beim Umzug zu helfen? Wir wollen das Sofa in die neue Wohnung bringen. Sind nur 6 Kilometer.“ Ich dachte natürlich, dass das Sofa mit einem Transporter überführt wird. Doch da täuschte ich mich. Der Gonzosoph, welcher hinter allem steckte, hatte sich nämlich überlegt das Sitzmöbel einmal quer durch Münster zu tragen! Ich schluckte. Die Idee war total bescheuert. Also willigte ich ein.

Die Tage verstrichen. Ich wurde mir immer sicherer, dass es ein Fehler war eingewilligt zu haben. Aber andererseits war da der Drang diesen Schwachsinn durchzuziehen. Und sich die Blöße geben und absagen? Ähh, nein!

Der Tag des Sofas: Münster ist eine wirklich schöne Stadt. Grün, freundlich, Menschen die LÄCHELN wenn sie auf der Straße unterwegs sind! Das müsste man sich mal im Pott erlauben. Wir fanden uns alle in der alten Wohnung vom Gonzosophen ein. Insgesamt waren wir sechs Träger. Unsere Ausrüstung bestand aus Bier, einen Mucketoaster mit Tapedeck und einem Sofa. Frisch in Folie eingeschlagen, und damit vor Regen geschützt, machten wir uns auf den Weg. Zunächst begleiteten uns U2 und Fragmente diverser Soundtracks, wie Bringing out the Dead. Fein, fein.

Bald schon galt es neues Bier einzukaufen, die Vorräte hatten sich all zu schnell geleert. Wie wir so auf dem Kirchenvorplatz saßen, fiel der Blick eines Begleiters auf ein Fahrrad, welches „S“ mitführte. Daraus resultierte folgender Ausruf: „Son Rad an sich, is ja ne super Erfindung!“ Klar, warum hatten wir das nicht schon eher ausprobiert? Vermutlich waren wir bis zu diesem Moment nicht besoffen genug. Eine Kante auf den Gepäckträger gewuchtet, die andere von zwei Trägern gestützt. Das ging von nun an so leicht, dass man locker das Doppelte hätte tragen können. Natürlich wechselte man sich hin und wieder ab. Unser Weg führte uns feuchtfröhlich an Menschentrauben, Hauptverkehrsstraßen und grünen Auen vorbei. Und überall waren die Reaktionen auf unseren kleinen Zug dieselben: lachende Gesichter. Nicht von oben herab, eher anerkennend belustigt.

Da es uns um die Sache ging und wir nicht von der Zeit getrieben wurden, legten wir einige Pausen ein. In Bushaltestellen, auf Bürgersteigen und auf einer Brücke, auf der wir vom Sofa aus herrlich den trainierenden Kanuten zuschauen konnten, während wir die Pogues und frisches Bier genossen. Das für mich interessante war, das Körperliche Anstrengung dafür sorgte, das das Bier, welches ich normal gar nicht trinke, plötzlich schmeckte.

Zwischendurch wurde bemerkt, dass wir die Aktion als Kunst hätten deklarieren sollen. Doch von anderer Stelle kam der berechtigte Einwurf, was das denn wohl für Kunst wäre, wenn man es erst noch dran schreiben müsste.

Heute: Auch wenn ich einen schmerzhaften Muskelkater habe, ich bereue nichts. Ein Tag voller freiwilliger und unfreiwilliger Komik, netten Leuten , schrägen Typen und einem Sofa mit Schrottwert. Was will eine Sofakartoffel wie ich mehr? Danke an den Gonzosophen für diese wunderbare Idee!

Achja: Hier gibt es die Fotos zur Aktion.

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Donnerstag, 17. Juli 2008
Eine Unverschämtheit wäre das!


Gonzosoph (01:30):
Ende des Jahres geht in der Schweiz der größte Teilchenbeschleuniger der Welt in Betrieb

MySpaceOpfer ‎(01:30):
ich weiß
und der wird ein schwarzes loch verursachen
und wir werden alle sterben

Gonzosoph ‎(01:30):
und wir sollten uns vielleicht vorher noch mal betrinken

MySpaceOpfer ‎(01:30):
machen wir ja morgen
ich fänd es an sich sogar recht lustig wenn die welt einfach so in einem (durch schweitzer verursachten) schwarzen loch verschwindet

Gonzosoph ‎(01:33):
naja, wenn du plötzlich einer gegen unendlich gehenden gravitation ausgesetzt bist, weiß ich nicht ob du das noch so lustig findest

MySpaceOpfer ‎(01:33):
ich meine wir wären alle tot
aber da wir ALLE tot wären, wärs auch egal
und ich schätze die sache mit dem schwarzen loch geht recht flott
hihi
dann wäre die schweitz wirklich "neutral"
rofl

Gonzosoph ‎(01:34):
ich fände das mal wieder typisch
da denkt man sich nichts Böses und weil irgendwelche Nerds meinen Teilchen aufeinander schießen zu müssen, nur um der Sache selbst willen, werde ich in ein schwarzes Loch gesaugt
Eine Unverschämtheit wäre das!

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Samstag, 12. Juli 2008
Entschleunigung bis zum Stillstand


Schön und gut. Ich bin ja oft etwas euphorisch wenn ich vom Emsland berichte. Wenn ich das tue, war ich aber auch nur 4 Tage hier! Inzwischen sind es fast zwei Wochen. Ja klar, ich hatte meinen Spaß, und ich hatte auch meine Gründe hier zu bleiben. Und diesen Grund bereue ich weiß Gott nicht! Aber, verdammt noch mal, mir ist wieder bewusst geworden warum ich die Beine in die Hand genommen habe und weggezogen bin!

Mir fällt es schwer dieses Gefühl in Worte zu fassen. Ich versuche es trotzdem:

Ich fühle mich hier auf die Dauer unfrei. Ist man nur einmal im Monat übers Wochenende in der „Heimat“, ist alles ungezwungen. Papa sagt: „Junge, nehm das Auto, fahr ne Runde.“ Oder man geht spazieren. Keine Ahnung. Bleibt man aber länger, fällt einem die Abhängigkeit auf. Kein komfortables Trämchen 101, das vor der Haustür hält und mich bringt, wohin ich will. Stattdessen: Abhängigkeit von einem PKW. Blöd wenn man keinen hat. Also: Abhängigkeit von der Gnade meiner Mitmenschen.

Und hat man mal die Möglichkeit mit dem Auto davonzubrausen, fragt man sich wohin. Man kennt ja schon alles. Also fährt man mehr oder weniger planlos rum. Voll gut fürs Klima und die Geldbörse. Und dann das: Ich habe mehr als einmal erlebt, wie der widerborstige Wagen meines Opas Richtung A31 drängte und ich ihn nur knapp davon abhalten konnte in den Pott zu tuckern.

Zudem die Rolle die man hier innehat: Die des Sohnes. Leider kann ich niemandem Vorwürfe machen. Meine Ma ist nun mal ein Gewohnheitstier. Der totgeglaubte Alltag der Pubertät steigt nach drei Tagen aus seiner finsteren Gruft. Er frisst alle Freude, Vorwürfe flattern wie Fledermäuse durch die Luft. Blitz und Donner manifestieren sich in kleinen Streitereien. Zum Glück bin ich inzwischen vernünftiger geworden und beherrsche die Kunst der Deeskalation wesentlich besser. Trotzdem blöd, weil 90% der Streitereien einfach überflüssig sind und auf Sturheit (von welcher Seite auch immer) basieren.

Nun habe ich beschlossen zur Guerillataktik zurückzukehren. Mehr oder weniger zum Glück bleibt mir ab demnächst ja eh nix anderes über. So freuen sich beide Parteien über besuche, es ist wieder etwas besonderes, und man nutzt die Zeit im guten alten Emsland um gepflegt durchzuatmen. Wie sagt man? Zu „entschleunigen“. Doch wie beim Beschleunigen gibt es eine Grenze. Dort nennt man es Höchstgeschwindigkeit. Hier ist es der Stillstand. Also: Kurz vor dem Stillstand noch mal voll aufs Pedal treten und bäck tu Essen.

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Dienstag, 1. Juli 2008
:-P
Ich hatte vorgestern eine tolle Idee. Anlässlich der EM werde Ich zum Partyveranstalter!

Wenn ihr denkt „Na der ist aber spät dran“ täuscht ihr euch! Das Konzept für die Party hab ich fertig:

Es handelt es sich um eine „Tröst-Party“ für alle enttäuschten Deutschlandfans. Natürlich mit Sonderpreisen. Ein „Tröstbier“ kostet 5 Euro, ein „Hurra!-Deutschland-hat-voll-verkackt-Bier“ 50 Cent. Die einzige Bedingung ist, dass man jedes Mal wenn man das günstigere Bier kauft auch dessen Namen laut ausrufen muss.

Man bin ich schadenfroh…

Ich war ja sogar beim Public Viewing, einer Frau zuliebe. Allerdings war ich erst zur zweiten Halbzeit da. Son Pech. Und als Deutschland verlor, hat es mir körperliche Schmerzen bereitet nicht loszulästern. Ich habe es aber geschafft! Was macht man nicht alles für die Frauen?

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