Expedition ins ungewisse
Er hatte die Wahl. Erstinken? Erfrieren? Längst hatten Schneemassen, Windböen und Dauerfrost Straßen und Pfade unpassierbar gemacht. Selbst wenn die Straßen passierbar gewesen wären, sein Expeditionsfahrzeug steckte zwei Blocks weiter im Schnee fest.

Auch die Fenster und Jalousien der Basis waren zugefroren und ließen sich nicht mehr öffnen. Das Tageslich blieb also draußen und langsam wurde ihm die Luft dick. Und zu allem Überfluss gingen Vorräte wie Nic-Nacs, Instantcappuccino und John-Players-Special zuneige.

Er traf eine Entscheidung. Es gab es noch warmes Wasser und Elektrizität. Also wusch er sich den Schmutz der letzten Tage ab und begab sich zur Kommode. Nackt wie er war wählte er die wärmste Bekleidung die er finden konnte. Zwei T-Shirts, Boxershorts, zwei Paar Socken, ein Hemd, einen Cardigan, gefütterte Lederhandschuhe, die dickste verfügbare Kordhose, einen Cordblazer und einen beigen Trenchcoat als Überwurf. Schal und Stedson auf, bzw. um und fertig war der (Schnee)Mensch.

Es würde nicht einfach werden. Seinen Berechnungen nach musste er die Entfernung zum nächsten Supermarkt in weniger als 5 Minuten bewältigen, da trotz der großzügigen Kleidung Erfrierungen wahrscheinlich werden würden. Die direkteste Rute würde über den Markplatz, vorbei an der gotischen Kirche und vermutlich zahlreichen Leichen von Obdachlosen führen. Feststeckende, verlassene Autos und Schneeverwehungen erschwerten höchstwahrscheinlich zusätzlich den Weg.

Gerade wollte er die Tür öffnen als ihm einfiel das niemand über seinen Verbleib Bescheid wusste. Nachlässe mussten geregelt werden. Also schrieb er rasch einige Abschieds-SMS und führte ein vorerst letztes Telefonat mit der Frau seines Herzens.

Nun war alles Erledigt. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn langsam und betätigte die Klinke.

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