Mittwoch, 17. Februar 2010
I'm in love with my car


„Man ist das glatt hier. Fahr ich doch mal lieber etwas langsamer. Soo, etwas weeeeniger Gaaas. Ja Schon be...“ KAWOMMM

Ich hab euch ja neulich schon von meinem Rendezvous mit dem Baum berichtet. Ein Ereignis welches mich nicht loslässt. Wer schon mal auf spiegelglatter Straße vom Heck seines eigenen Autos überholt wurde, es mehr oder weniger erfolgreich wieder eingefangen hat, nur um nach einigen Metern einen Baum genauer studieren zu können, weiß wovon ich rede. Zja. Und wenn man dann auch noch den Unfall hatte, weil man Gas weggenommen hat, also langsamer fahren wollte, dann ist es doppelt ärgerlich.

Aber warum mich dieser Unfall nicht loslässt hat noch andere Gründe. Ich habe Gefühle zu meinem Wagen. Und es tut mir ihm gegenüber Leid, dass ich ihm diesen Schaden zugefügt habe. Manch einer mag denken, dass das krank ist. Ich sehe das anders. Ein Auto bildet im laufe seines Daseins einen Charakter. Es ist unvollkommen. Es hat seine Marotten und es spricht zu einem wenn man genau hinhört. Und damit meine ich nicht die Stimme des Navis (sowas besitze ich nicht). Zu meinem Ommi habe ich nach kurzer Zeit eine innige Verbindung aufgebaut. Er gibt mir viel. Das Gefühl von Freiheit und Geborgenheit. Die Möglichkeit die Welt zu bereisen abseits von Abfahrtszeiten und Verspätungen. Und sollte da mal ein Stau sein? Egal! Ich bin ja quasi zu hause. Solange ich mich auf den breiten Sitz lümmeln und mich den Vorräten des gigantischen Handschuhfachs laben kann, ich genug Musik dabei habe ist alles in bester Ordnung.

Und dazu kommen noch die ganzen Erlebnisse, Erfolge und Niederlagen welche man hat wenn man mit seiner Karre unterwegs ist. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl wenn man seine besten Freunde auf der Rücksitzbank, die Frau seines Herzens auf dem Beifahrersitz und Cash im Radio hat, der Wagen friedlich vor sich hin brummt und alle der Meinung sind das es hier 100x geiler ist als auf der Party auf der man eine Stunde zuvor noch war.

Aber warum muss es ein alter Wagen sein? Muss es nicht zwangsläufig. Ich denke Besitzerstolz etc. stellt sich sogar (mir total unverständlich) bei einem neuen VW oder (schon verständlicher weil charmant) Dacia ein. Und tolle Erlebnisse auf Reisen und mit den Menschen die man schätzt und liebt kann man darin sicher auch haben. Aber insgesamt – das unterstelle ich hier mal ganz dreist – ist das Verhältnis dennoch nicht annähernd so innig wie zu einem Wagen an dem man selber schon gebastelt, repariert und geschraubt hat. Wegen dem man geflucht hat, wegen dem man geschwitzt hat. Wegen dem man Blut vergossen hat. Und am Ende steht oft der Erfolg. Fast jedes Wochenende wenn ich meine Freundin im Emsland besuche nutze ich die Garage meines Vaters um an meinem alten Opel rumzubasteln. Und es bereitet mir Freude.

Ein Auto fahren welches ich dauernd reparieren muss? Ist das nicht müßig? Abgesehen von dem behobenen Unfallschaden wären all die Reparaturen auch an jüngeren Autos vorgekommen. Es waren Verschleißteile oder Kleinigkeiten, welche die Funktion des Autos (fahren) nicht einschränkten. Allerdings müsste man dafür in die Werkstatt. Bei einem neuen Golf mal schnell die Bremsklötze in Vadders Garage tauschen? Wohl eher nicht. Und wer sagt das man mit alten Autos nur ärger hat? Überprüft mal bitte wie viele Rückrufe ihr schon mitgemacht habt. Oder wie viel die Inspektion kostet.

Ich bin zufrieden. Ommi. Ich bleib dir treu!

Permalink (10 Kommentare)   Kommentieren