ICH BIN UNWÜRDIG!
Sköldpadda und ich waren mal wieder in Holland unterwegs. Wir waren in Emmen, ein Grenzort mittlerer Größe. Man geht so rum und guckt wer guckt. Und wie das so ist wenn man mit Frauen unterwegs ist, findet man sich ganz schnell in Modeläden wieder. Mittlerweile habe ich ein relativ geschultes Auge was den Service eines Ladens angeht. Auch durch Ausflüge in Großstädte Hollands, Belgiens und Westdeutschlands. Was mir Aufgefallen ist: Durchweg wurde ich in Grenznähe in deutsch beraten. Selbst wenn ich das Gespräch auf Englisch begann. Das war sogar in Frankreich so. Und zweitens haben die Leute einen mit wenigen Ausnahmen freundlich behandelt. Unaufdringlich freundlich. Obwohl wir deutsche sind. Ich sage nur soviel: In Deutschland wäre eine Bedienung in der jeweiligen Landessprache selbst in Grenznähe beinahe ausgeschlossen. Und zusätzlich würden wir unsere Nachbarn noch mit einer Arroganz behandeln als hätten sie die Juden vergast und nicht unsere Großväter.

Und zur Freundlichkeit in deutschen Landen: Hier ist es ja eher so, dass man sich denkt „MENSCH - war die Freundlich“, wenn die bärtige C&A-Angestellte ein „Bitte“ nach „Das macht 129,95. Du Ausgeburt unwerten Lebens.“ setzt. Ist euch mal aufgefallen das man bei C&A immer das Gefühl hat die Damen und Herren zu stören? Also die da in den Gängen herumlungern belästige ich schon gar nicht mehr, aber das Gesindel an der Kasse muss ich mit meiner Person penetrieren, denn die Konzernleitung möchte mein Geld bevor ich deren Tempel mit Ware verlasse.

Ich fühle mich schlecht deswegen. Und ich finde das erneut für mein Verhalten eine Entschuldigung angebracht ist:

Ich entschuldige mich hiermit demütigst bei der deutschen Servicewelt. Es tut mir leid das ich es wage Fragen zu den feilgebotenen Produkten zu stellen. Dies ist unangemessen und falsch. Vielmehr sollte ich aus Dankbarkeit, dass ich ein halbes Jahr aufs Internet warten durfte, ihnen einen Bonus zahlen. Erst jetzt habe ich bemerkt das es der Suchtprävention diente. Vielen dank Telekom und entschuldigt die demolierten Servicefahrzeuge! Entschuldigung liebe Post, das ich Monate lang so getan habe als wäre meine Chipkarte defekt, nur um die fette, mürrische, sich in den Wechseljahren befindliche Tante hinterm Schalter zu ärgern. Ich tat dies um den Spieß umzudrehen, sie ihrer Langsamkeit und Inkompetenz zu strafen. Doch nun weiß ich, dass auch dies eine Lektion war. Eine Lektion mich in Demut und Geduld zu üben. Entschuldigung Zen-Meister Postsan!
Entschuldige Mercedeshändler, dass ich es wagte deine heilige Halle zu entehren. Und das nur weil ich einen alten 123er in der hintersten Reihe des Showrooms betrachten wollte. Es es ist mir schwergefallen deine Lektion zu verinnerlichen. Doch nun blicke ich voller Bewunderung und der Erkenntnis zu dir auf, dass Träume nur für die sind, welche sie sich leisten können.

Und nun nochmal an alle Zen-Meister der deutschen Servicewelt. Entschuldigt all die vereitelten Privatgespräche, Lästereien, Zigarettenpausen, Meditationen und Selbsgespräche. Entschuldigt das ich euch aus eurer wohlverdienten Lethargie riss. Und entschuldigt meine größte Sünde: Ich beging den größten Verrat, denn als ich hinterm Schalter stand, lag mir Freundlichkeit und Service am Herzen. Dies ist mir nun peinlich! ICH BIN UNWÜRDIG!

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es ist alles wahr.

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