Freitag, 3. September 2010
Zynismus


Wie sich alle über dieses Video aufregen! Und wie verlogen die Bild ist!

Die Youtubekommentare, das Kopfgeld welches von einer Tierschutzorganisation ausgesetzt wurde (2500 Flocken). Alles so scheinheilig. Aus Sicht meiner Rasse (also der Mensch) würde mich das dahinscheiden eines Artgenossen mehr tangieren. Die meisten Kommentatoren dürften den Kopf der Blondine fordern und danach herzhaft in ihren Mc Doof Burger beißen und sich SAW 5 (tausend) im Kino angucken. Vollpfosten. Nicht das ich es gutheiße das eine Sadistin Hundebabys umbringt. Nein, sicher nicht. Aber das sich die Menschen mal wieder mehr darüber aufregen, das ein Tier stirbt, als das im Iran Kinder von Seuchen dahingerafft werden ist typisch.

Ich gehe jede Wette ein, das kein einziger der Kommentatoren einen Finger krummmachen würde, wenn in der U-Bahn ne Oma vermöbelt wird. Grr. Diese scheinheiligen Deppen.
Klar, kann ich verstehen, dass einen diese Bilder aufwühlen. Da Tiere leben und somit Gefühle haben (sie empfinden zumindest Schmerzen) ist es schon ne ziemlich krasse Geschichte sie zu Quälen. Es zeigt wie schwach man in Wirklichkeit selber ist. Wer wehrlose Geschöpfe tötet, tut dies um Macht zu spüren. Die Macht Leben zu nehmen. Die Freude an der Erkenntnis, dass man nicht am Ende der Nahrungskette steht. Dieser Mensch muss eine ausgeprägte Persönlichkeitsstörung haben. Und diesen Menschen muss man auch grundsätzlich Tendenzen vorwerfen, dass er das mit seinen Artgenossen ähnlich handhabt oder dahingehende Fantasien hat. Zudem muss dieser Mensch durchaus wahrnehmen, das Tiere fühlen. Denn sonst würde das Quälen ja keinen Sinn ergeben. Nähme dieser Mensch an, dass Tiere den Wert eine Maschine hätten, könnte er auch Autos zerkratzen und hätte kaum mehr Spaß daran ein Tier zu töten.

Und da komme ich zu meiner eigenen Misere. Ich habe einfach kein Verhältnis zu unseren Mitbewohnern auf diesem Planeten. Zu Menschen ja. Aber zu Tieren? Für mich sind sie so Fremd wie ein I-Pod für meinen Opa. Manche Tiere finde ich süß. Und absichtlich würde ich einfach keines umbringen. Nichtmal nen hässlichen Karpfen. Das würde mich belasten. Aber wenn mir ein Reh vors Auto läuft, täte es mir um mein Auto schon ne ganze Ecke mehr leid, weil ich ein persönliches Verhältnis zu ihm habe. Zu dem Reh nicht. Liefe mir ein Mensch vor das Auto, wäre mir meine Karre egal und ich würde, sollte die Person sterben und behindert sein, sicher so schnell nicht mehr glücklich. Ich kenne Tiere aus meiner Kindheit nur als Nahrung. Unser Haustier war Papas Opel Ascona GT. Jeder im Haus liebte diesen Wagen. Und jeder hat schöne Erinnerungen an ihm und daran was man mit ihm erlebt hat. So wie viele andere an ihren Schäferhund. Und so ist es noch heute. Tiere nehme ich wahr. Ich freue mich über Begegnungen mit ihnen – solange sie für mich ungefährlich sind – und esse sie.

Wer mich für zynisch oder gestört hält, sollte sich das Video nochmal genauer ansehen. Aus dem Off spricht der liebe Mann von der Bild. Er tut so, als wäre es ein Skandal, das die Hundebabys sterben. Legt Mitleid in seine Stimme. Am Ende wird erkennbar, dass das Video eine Endlosschleife ist, nur damit der ach so geschockte Knilch Werbung für die Bild machen kann. Mit sterbenden Hundewelpen im Hintergrund. Wie zynisch ist das denn bitte? In diesem Fall haben sich die Bild und die Hunderipperin ein unentschieden im Wettstreit um das perverseste Youtubevideo geliefert...

Permalink (4 Kommentare)   Kommentieren





Schneeball
Was der Sarrazin da von sich gibt unterstütze ich nicht wirklich. Allerdings bin ich auch ein wenig zwiegespalten:

Einerseits habe ich das Buch nicht gelesen und darf mir somit keine richtige Meinung über den Inhalt bilden. Zudem behauptet er, dass sich alle seine Aussagen auf statistische Daten stützen. Und wenn die zu untermauern wären, kann man ihm dann wirklich einen Vorwurf machen das er sie niederschreibt?

Andererseits ist Sarrazin ein Mann in einer prominenten Position. Da sollte man Aussagen unterlassen, welche sich ins Rechte Lager einordnen lassen. Egal ob sie empirisch belegbar sind oder nicht.

Ich bin trotzdem der Meinung, dass man erstmal sein Buch lesen sollte bevor man ihn als Nazi verurteilt.

Was man ihn durchaus vorwerfen kann, ist das er durch seine Art, die sich mit einem MySpaceOpfer in einem Applestore vergleichen lässt, dem Land und damit allen Menschen schadet. Mit Unterstützung der Medien hat er dafür gesorgt, dass „Parteien“ wie Pro-NRW und PRO-Deutschland (welch geschickt gewählte Namen) zulauf bekommen. In unserem Nachbarland Österreich nehmen sie die Diskussion dankend auf um Mohrhuhnspiele zu rechtfertigen in denen Moscheen abgeschossen werden. Nagut, Sie werden nicht abgeschossen, sondern mit nem Stoppschild verkloppt, auch egal. Die Botschaft ist ja wohl klar.

Ein weiteres Problem an Sarrazin ist einfach, dass leider viel wahres in seinen Aussagen steckt. Er stellt diese Aussagen aber so Provokant in den Raum, dass sie destruktiv wirken. Hätte er einen anderen Ton gewählt – naja – da hätte sogar mal was Produktives bei rumkommen können.

Leider ist es Tatsächlich so, dass sich die Einwanderer mit muslimischen Hintergrund schwer tun, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Daran sind wir alle schuld. Ein junger Mann mit Hauptschulabschluss und dem Vornamen Abdullah hat es eindeutig schwerer einen Ausbildungsplatz zu bekommen als einer mit dem Namen Klaus. Das kann es ja auch nicht sein. Ich kenne einige Leute mit Migrationshintergrund. Dumm sind sie nicht (was sie laut Sarrazin und seinen Statistiken aber sein sollten). Viele sind allerdings frustriert. Und viele auch orientierungslos. „Die Deutschen wollen uns nicht. In der Heimat ist es aber genau so.“ Wer nur Ablehnung erfährt verkriecht sich halt in die Opposition. Diese Tendenz habe ich sogar bei „gut integrierten“ Moslems festgestellt, welche einen westlichen Lebensstil verfolgen. Obwohl sie arbeiten und sich für ihre Familie ins Zeug legen, eine gute Bildung für ihre Kinder wollen und weit entfernt von Extremismus sind erfahren sie seitens der Deutschen Ablehnung.

Andererseits sind da Jugendgruppen mit Migrationshintergrund welche rumlungern und alte Leute und Passanten anpöbeln. Das sich da manch Deutscher in seinem einfachen Schubladendenken sagt „Scheiß Außländer“ ist auch wieder nachzuvollziehen. Ich selbst bin hier in Neheim mehrfach unverschuldet mit einer „türkischen“ Jugendgruppe aneinandergeraten. Ich ging nur durch die Stadt und schaute sie nicht mal an, weil ich sie nicht sonderlich interessant fand. Trotzdem wurde ich angepöbelt. Nun gut. Ich sage mir „Diese Idioten müssen ganz schön frustriert sein.“ Ein Anderer würde halt „Scheiß Ausländer“ brüllen.

Nicht das ich deren Verhalten gutheiße. Ich hasse Gewalt. Aber das ganze ist ein Schneeball der meiner Auffassung nach zur Lawine wird. Die Deutschen werden immer Deutscher und die ins Abseits gedrängten ziehen sich in ihr Lager zurück. Die Integration hat noch nicht versagt, ist aber kurz davor.

Permalink (2 Kommentare)   Kommentieren