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Leistungsträger
myspaceopfer | 27. November 10 | Topic 'Geschichten und Gedanken'
Vor 18 Monaten:
Tribunal: „Wie stellen sie sich ihre Zukunft in den nächsten 5 Jahren vor?“
MSO: „Wie soll ich mir denn ihrer Meinung nach meine Zukunft vorstellen? Was meinen sie genau? Privat? Beruflich?“
T: „Erstmal beruflich.“
MSO: „Aufgrund der Tatsache das ich momentan in Essen lebe und nicht im Sauerland, gerade meine Ausbildung hinter mir habe und sie mir nur einen Einjahresvertrag anbieten kann ich ihnen darauf keine Antwort geben.“
(Ein Amüsiertes Schmunzeln macht die Runde). T: „Könnten sie sich denn vorstellen eine Gruppenleitung zu übernehmen?“
MSO: „Ich sagte ja schon, ich bin Anfänger. Ich muss noch viel lernen. Darum wäre mir erstmal eine Stelle als Ergänzungskraft am liebsten. Auf diese weise kann ich Erfahrungen sammeln und meine Fähigkeiten ausbauen. Das wäre für den Betrieb und für mich am besten.“
T: Also könnte eine Gruppenleitung ein berufliches Ziel von ihnen sein.“
MSO: „Könnte es. Aber vordringlicher ist es kein Harz4 in 5 Jahren zu empfangen.“
Das Ende vom Lied war, das ich die Stelle bekommen habe. Das Gespräch dauerte insgesamt 45 Minuten und als sich das Tribunal zur Beratschlagung zurückzog, wusste ich bereits, dass ich die Stelle sicher hatte (was ich nicht wusste war, dass ich sogar eine Verlängerung des Arbeitsverhältnisses bekommen würde). Ich war ehrlich. Ich war selbstkritisch, habe mich aber nicht zu sehr unter den Scheffel gestellt. Alleine dadurch, dass ich selbstbewusst auftrat. Was bringt es mir wenn ich mich im Bewerbungsgespräch als wer weiß wie toll darstelle und dann hinterher meine „Versprechen“ nicht halten kann? Damit setze ich mich nur selbst unter druck und mache mir die Kollegen, welche hohe Erwartungen an mich haben, zum Feind. Dieser Auszug aus dem Gespräch zeigt aber ein Problem junger Arbeitskräfte exemplarisch auf:
No Future!
Wer kann heute denn bitteschön noch planen? Sicherlich können das manche. Die welche das Glück haben Festanstellungen zu bekommen, oder Beamte. Alle anderen Sklaven der freien Wirtschaft haben diese Chance nicht. Aber natürlich machen es viele und fliegen auf die Fresse. Da bauen sie Häuser und zeugen Kinder. Nur um nach 3 Jahren vor den Trümmern ihrer Existenz zu stehen, weil sie keinen Job mehr haben. Wir, die jungen Leute von 18 bis 38, sind die angeblichen Leistungsträger unserer Gesellschaft. Klar sind wir das. Wir sind wirtschaftlich. Wir geben uns mit befristeten Verträgen zufrieden, wir machen Jahrzehntelang Praktikum und unser Gehalt, sollten wir eines bekommen, ist niedrig. WIR SIND LEISTUNGSTRÄGER. Denn wir sind wirtschaftlich. Wer investiert denn bitteschön in uns? Fortbildungen? Sichere Arbeitsplätze? „Gutes Personal halten?“
Mir kommt zugute das ich, egal wo ich bin, das Gefühl habe weiter zu müssen. Auf der Flucht. Nach ein paar Jahren kann ich einem Ort dem Rücken kehren, voller Vorfreude was noch kommt. Oder völlig gestresst, dass es so kommt, weil der Ort an dem mich die Wirtschaft verlangt scheiße ist (wer will beispielsweise im Osten leben?). Ich fühlte mich nirgends richtig heimisch. Bei meinen Eltern, wenn ich sie besuche, kommt das Flair der verflossenen Kindheit mit süßsauren Erinnerungen hoch. Besonders am Weihnachtsfest. Dann fühle ich mich heimisch. Aber das hält höchstens eine Woche. Und dann muss ich zurück auf die Autobahn. Und trotzdem sehnt man sich nach Sicherheit und einer Existenz die nicht darin besteht, auf der Flucht/Suche zu sein.
Ich finde es amüsant, das die Wirtschaft ständig neue Produkte für die „Young Generation“ auf den Markt wirft. Wer soll sich das denn leisten? ¼ ist im Praktikum, ¼ ist Arbeitslos, ¼ dümpelt so wie ich dahin und nur das letzte Viertel hat reiche Eltern (die auch bald sterben) oder einen guten Job. Wenn diese Aufteilung nicht arg zuversichtlich ist.
Ich habe mich darauf eingestellt, dass das Sauerland nicht die letzte Station in meinem Leben ist. Evtl. bin ich bald in Berlin, Bochum oder Haselünne. Wer weiß das schon? 5 Jahresplan? Ja, den habe ich. Nicht arbeitslos werden.
Tribunal: „Wie stellen sie sich ihre Zukunft in den nächsten 5 Jahren vor?“
MSO: „Wie soll ich mir denn ihrer Meinung nach meine Zukunft vorstellen? Was meinen sie genau? Privat? Beruflich?“
T: „Erstmal beruflich.“
MSO: „Aufgrund der Tatsache das ich momentan in Essen lebe und nicht im Sauerland, gerade meine Ausbildung hinter mir habe und sie mir nur einen Einjahresvertrag anbieten kann ich ihnen darauf keine Antwort geben.“
(Ein Amüsiertes Schmunzeln macht die Runde). T: „Könnten sie sich denn vorstellen eine Gruppenleitung zu übernehmen?“
MSO: „Ich sagte ja schon, ich bin Anfänger. Ich muss noch viel lernen. Darum wäre mir erstmal eine Stelle als Ergänzungskraft am liebsten. Auf diese weise kann ich Erfahrungen sammeln und meine Fähigkeiten ausbauen. Das wäre für den Betrieb und für mich am besten.“
T: Also könnte eine Gruppenleitung ein berufliches Ziel von ihnen sein.“
MSO: „Könnte es. Aber vordringlicher ist es kein Harz4 in 5 Jahren zu empfangen.“
Das Ende vom Lied war, das ich die Stelle bekommen habe. Das Gespräch dauerte insgesamt 45 Minuten und als sich das Tribunal zur Beratschlagung zurückzog, wusste ich bereits, dass ich die Stelle sicher hatte (was ich nicht wusste war, dass ich sogar eine Verlängerung des Arbeitsverhältnisses bekommen würde). Ich war ehrlich. Ich war selbstkritisch, habe mich aber nicht zu sehr unter den Scheffel gestellt. Alleine dadurch, dass ich selbstbewusst auftrat. Was bringt es mir wenn ich mich im Bewerbungsgespräch als wer weiß wie toll darstelle und dann hinterher meine „Versprechen“ nicht halten kann? Damit setze ich mich nur selbst unter druck und mache mir die Kollegen, welche hohe Erwartungen an mich haben, zum Feind. Dieser Auszug aus dem Gespräch zeigt aber ein Problem junger Arbeitskräfte exemplarisch auf:
No Future!
Wer kann heute denn bitteschön noch planen? Sicherlich können das manche. Die welche das Glück haben Festanstellungen zu bekommen, oder Beamte. Alle anderen Sklaven der freien Wirtschaft haben diese Chance nicht. Aber natürlich machen es viele und fliegen auf die Fresse. Da bauen sie Häuser und zeugen Kinder. Nur um nach 3 Jahren vor den Trümmern ihrer Existenz zu stehen, weil sie keinen Job mehr haben. Wir, die jungen Leute von 18 bis 38, sind die angeblichen Leistungsträger unserer Gesellschaft. Klar sind wir das. Wir sind wirtschaftlich. Wir geben uns mit befristeten Verträgen zufrieden, wir machen Jahrzehntelang Praktikum und unser Gehalt, sollten wir eines bekommen, ist niedrig. WIR SIND LEISTUNGSTRÄGER. Denn wir sind wirtschaftlich. Wer investiert denn bitteschön in uns? Fortbildungen? Sichere Arbeitsplätze? „Gutes Personal halten?“
Mir kommt zugute das ich, egal wo ich bin, das Gefühl habe weiter zu müssen. Auf der Flucht. Nach ein paar Jahren kann ich einem Ort dem Rücken kehren, voller Vorfreude was noch kommt. Oder völlig gestresst, dass es so kommt, weil der Ort an dem mich die Wirtschaft verlangt scheiße ist (wer will beispielsweise im Osten leben?). Ich fühlte mich nirgends richtig heimisch. Bei meinen Eltern, wenn ich sie besuche, kommt das Flair der verflossenen Kindheit mit süßsauren Erinnerungen hoch. Besonders am Weihnachtsfest. Dann fühle ich mich heimisch. Aber das hält höchstens eine Woche. Und dann muss ich zurück auf die Autobahn. Und trotzdem sehnt man sich nach Sicherheit und einer Existenz die nicht darin besteht, auf der Flucht/Suche zu sein.
Ich finde es amüsant, das die Wirtschaft ständig neue Produkte für die „Young Generation“ auf den Markt wirft. Wer soll sich das denn leisten? ¼ ist im Praktikum, ¼ ist Arbeitslos, ¼ dümpelt so wie ich dahin und nur das letzte Viertel hat reiche Eltern (die auch bald sterben) oder einen guten Job. Wenn diese Aufteilung nicht arg zuversichtlich ist.
Ich habe mich darauf eingestellt, dass das Sauerland nicht die letzte Station in meinem Leben ist. Evtl. bin ich bald in Berlin, Bochum oder Haselünne. Wer weiß das schon? 5 Jahresplan? Ja, den habe ich. Nicht arbeitslos werden.
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