Donnerstag, 25. September 2008
Lebensfroh
Manchmal traut man seinen Augen nicht. Wir machten mit den Kindern einen Ausflug in den „Wald“. Ein Wald im Stadtteil Altenessen sieht anscheinen wie folgt aus: ein alter Friedhof der zum Park mit großen Bäumen umgewandelt wurde. An einigen Stellen stehen oder liegen große Grabsteine, eingestürzte Kapellen verstecken sich im Gebüsch und die großzügigen Grünflächen kann man aufgrund von Hunden nicht betreten. Entweder weil sie dort selber ihr Unwesen treiben oder wegen der Andenken die sie hinterlassen. Toller Wald. Das ist aber nicht das was ich euch berichten will, denn so besonders ist das ganze auch nicht.

Meine beiden Kollegen und ich teilten uns eher durch Zufall in drei Gruppen auf, denn wir suchten mit den Kindern Kastanien und bunte Blattwerk. Als erstes war meine russische Kollegin mit einigen Kindern verschwunden. Sie ist ca. einssechsig hoch, leicht übergewichtig, hat einen fröhlich irren Blick, knallrote Haare und ist um die 50. Ich suchte mit meiner Teilgruppe an einer anderen Stelle, wo wir eine kleine Gruft aus Sandstein, die eher nach einem abgedeckten Trog aussah, fanden. Anhand der Inschrift bemerkte ich allerdings, dass es sich um ein Kindergrab handelte. Ich sagte den Kindern trotzdem, dass es eine abgedeckte Wasserstelle war. Also verloren die Kinder das Interesse und so suchten wir weiter. Wir schlugen uns ins Unterholz, weil dort so schöne bunte Blätter herumlagen, als plötzlich, aus der Richtung des Grabes, ein fröhliches Singen erklang. Ich meine, dass es „Kalinka“ war. Freilich wurde ich neugierig, bat meine Kinder an Ort und Stelle weiterzusuchen und kämpfte mich zurück durchs Unterholz. Gerade schob ich den letzten Ast beiseite, als mir klar wurde was dort geschah. Meine russische Kollegin tanzte wie ein fröhlich überdrehtes Teufelchen gemeinsam mit 3 Kindern auf dem Grab, ihre Haare wehten frech im Wind und sie hielt an jeder Hand eines der Kinder. Das dritte hopste wie von Sinnen auf und ab und brüllte mit. Zwei weitere Kinder hüpften vor dem Grab umher und donnerten ebenfalls den Song. Ich rieb mir erstmal die Augen, und beschloss das ganze nicht gesehen zu haben um mich zurück ins Unterholz zu meinen Kindern zu begeben. Ich hoffte nur, dass nicht genau jetzt der Ruhrpottopa, den ich einige Minuten zuvor sah, mit seinem Dackel um die Ecke biegen würde.

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