Freitag, 15. Mai 2009
Bei den Unaussprechlichen
Neulich mal wieder unterwegs. Ging so in der Stadt umher und hab nen Kumpel getroffen.

Wie gehts? - Muss ja... - Bock auf Kaffee? - Nö. Ähhm, ja doch. Hab nur keine Kohle.

Er läd mich auf nen Kaffee ein. Ich denk wir gehen zum einzig wahren Kaffeemann in der Innenstadt. Cooler laden. Nennt sich Temple Bar. Die Richtung stimmt. Doch Achtung! Diverse Extrablätter liegen auf dem Weg. Und natürlich die Unaussprechlichen. Wir gehen nur wenige Meter. Wir biegen nach rechts. Ich ahne was nun geschehen wird! Das Übel. Von SATAN höchst persönlich auf die Erde geschickt um kleinen Lokalen den Gar auszumachen. Uns gleichzuschalten. Einlullend mit seichter Musik, pseudogemütlicher Einrichtung. Sie will gemütlich - ein wenig schrullig wirken. Durch verschiedenfarbige Möbel die nicht zusammenpassen und dennoch in Harmonie zueinander stehen. Bedienstete die einem dutzend nach dem Vornamen fragen – so als ob sie ein Date wollten und nicht Kaffee verkaufen. Und trotzdem derart unpersönlich das diese Lakaien einen nicht mal am Tisch bedienen. Und dann die Gäste.

Diese Gäste. Ich halt das nicht aus. Diese Gäste. Schwangere im Babyplausch. - Anette, wie soll ich das Zimmer für Justin-Hermann streichen? Eher weiß mit einem winzigen Schuss Champagner oder doch lieber ein frisches eierschalenbeige?
Daneben sitzt dann der pseudointellektuelle. Der mit Bluejeans, Strickpulli und beigem Cordsacko mit Lederflicken auf den Ellenbogen. Genüsslich rührt er in seinem Kaffee. Neben ihm die gesammelten Werke von Brecht. Aufgeschlagen, jedoch mit dem Buchrücken nach oben. Natürlich liest er nicht darin. Er will nur allen zeigen was er auf dem Kasten hat.

Oh mein Gott. Nein er will es tatsächlich. Zielstrebig geht er auf den Laden zu! Warum? Warum nur?

Willst du da etwa rein? Es ist doch landesweit bekannt was ich von dem Laden halte! Wenn nicht Europaweit. - Stell dich mal nicht so an. - Anstellen? (er hat einen Nerv getroffen) Das ist es ja! Die bedienen einen Nichtmal hier! Und diese Einrichtung! - Naja. (er lenkt ein) Wir können uns ja nach draußen setzen, wenn es dir da drin nicht gefällt. - Draußen? Das ist ja noch besser. Dann sieht ja jeder das ich in dem Laden bin! Was sollen die Leute denn denken? - Das du bei S********s Kaffee trinkst? - Genau! Das geht doch nicht. Da widerspreche ich mir doch total. - (Er überlegt) Da ist was dran. - Ich könnte mich natürlich auch nach draußen setzen und vorher Fanartikel kaufen. Und einen dieser Kaffees trinken die nicht Kaffee heißen dürfen, weils sonst nicht zu diesen Gästen von Welt passen würde! (Ich deute auf ein Paar, welches gerade durch die Eingangstür ins Freie tritt. Er lässig im rosa Polohemd, sie mit schickem Tattoo in Form eines Einhorns welches in höhe ihrer linken Brust unter dem Ed-Hardy-Top hervorlugt. Ein kurzer Würgreiz überkommt mich.) - Jetzt ist aber gut! Ich geb den Kaffee aus, dann suche ich das Lokal aus. - Und was ist aus dem guten alten Tempel geworden? - (lapidar) Zu teuer. - Zu Teuer? - Ja zu teuer. - (meine Kinnlade fällt nach unten als ich in meinen Erinnerungen krame und meine letzten Blicke auf die Preise im Tempel und im S******s vergleiche. Ich hebe den Zeigefinger und setze zu einem „Ähhmm, aber...“ an. Er kommt mir zuvor.) - Also, komm mit. Such dir was aus, egal was. Ich zahl die Zeche. - Das könnte dir so passen. Am Ende machste noch nen Beweisfoto mit dem Handy und zeigst es rum! Wenn du unbedingt hier was trinken willst, dann mach das! Ist ein freies Land. Aber lass mich da raus. Ich setze mich jetzt hier draußen hin, (ich deute auf einen der Tische) und rauche Kette. (dabei gestikuliere ich wild mit meinem ekelhaften Billigtabak) Eventuell schreckt das ja wenigstens den einen oder anderen Schöngeist ab. - Jetzt willst du doch draußen sitzen? - Ja, damit jeder sehen kann wie scheiße ich es hier finde. - Du bist Kindisch. - Konsequent. - Was auch immer. Ich hol mir jetzt nen Kaffee. Du willst wirklich nichts? - Nein. (das danke spar ich mir, ich bin zu aufgebracht).

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