Samstag, 9. Januar 2010
Expedition ins ungewisse
Er hatte die Wahl. Erstinken? Erfrieren? Längst hatten Schneemassen, Windböen und Dauerfrost Straßen und Pfade unpassierbar gemacht. Selbst wenn die Straßen passierbar gewesen wären, sein Expeditionsfahrzeug steckte zwei Blocks weiter im Schnee fest.

Auch die Fenster und Jalousien der Basis waren zugefroren und ließen sich nicht mehr öffnen. Das Tageslich blieb also draußen und langsam wurde ihm die Luft dick. Und zu allem Überfluss gingen Vorräte wie Nic-Nacs, Instantcappuccino und John-Players-Special zuneige.

Er traf eine Entscheidung. Es gab es noch warmes Wasser und Elektrizität. Also wusch er sich den Schmutz der letzten Tage ab und begab sich zur Kommode. Nackt wie er war wählte er die wärmste Bekleidung die er finden konnte. Zwei T-Shirts, Boxershorts, zwei Paar Socken, ein Hemd, einen Cardigan, gefütterte Lederhandschuhe, die dickste verfügbare Kordhose, einen Cordblazer und einen beigen Trenchcoat als Überwurf. Schal und Stedson auf, bzw. um und fertig war der (Schnee)Mensch.

Es würde nicht einfach werden. Seinen Berechnungen nach musste er die Entfernung zum nächsten Supermarkt in weniger als 5 Minuten bewältigen, da trotz der großzügigen Kleidung Erfrierungen wahrscheinlich werden würden. Die direkteste Rute würde über den Markplatz, vorbei an der gotischen Kirche und vermutlich zahlreichen Leichen von Obdachlosen führen. Feststeckende, verlassene Autos und Schneeverwehungen erschwerten höchstwahrscheinlich zusätzlich den Weg.

Gerade wollte er die Tür öffnen als ihm einfiel das niemand über seinen Verbleib Bescheid wusste. Nachlässe mussten geregelt werden. Also schrieb er rasch einige Abschieds-SMS und führte ein vorerst letztes Telefonat mit der Frau seines Herzens.

Nun war alles Erledigt. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn langsam und betätigte die Klinke.

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Donnerstag, 10. Dezember 2009
Ab die Post


Inzwischen bin ich über 4 Monate gestrandet. Über zwei hatte ich mal wieder kein Internet. Aber es wird ja immer alles gut. Ich konnte meine Ed-Hardy Sachen vorerst weit wegpacken. Aber nicht zu weit. Ist nur ein befristeter Arbeitsvertrag. Und ich bin mir nicht so sicher ob der verlängert wird. Neulich war da so eine Sitzung für neue Angestellte der Stadt – der Bürgermeister hält gerade ne Rede und ich brülle natürlich dazwischen. Naja, wenigstens hab ich Zustimmung und Applaus bekommen...

Der Herr Bürgermeister meinte nämlich, dass es die Arbeitgeber ja in Deutschland mit dem Kündigungsschutz nicht leicht hätten. Woraufhin ich rief: „Na, das umgehen sie ja ganz galant durch die befristeten Verträge...“

Wie ihr sicher aus den vorangegangenen Absätzen erahnt, hab ich mal wieder die Stadt gewechselt. Nu bin ich im Sauerland. Schöne Landschaft, das war's aber auch im groben. Wobei der Ort in dem ich gelandet bin vergleichsweise Urban ist.

Da ich jetzt im Sauerland bin und reich wie Scheiße, habe ich mir ein Auto gekauft. Natürlich nicht irgend eins. Einen neuen Kompakten leasen oder jungen gebrauchten Golf kaufen kann ja jeder. Nee, es ist ein grandioser, unübertrefflicher Oppel Omega 2,0i von 1986 in der absoluten Aufregerfarbe – aufpassen: silbergrau!

Mal ganz ohne scheiß. Die Karre ist der Hammer. Da ich eh oft nen Hut trage passe ich Optisch schon mal gut da rein. Abgesehen davon: Ich habe nun mal ein Herz für Dinge die keiner mag. Und einen Wagen wie dieser ist nun nicht gerade ein Kultauto...

Naja ich hatte schon jede Menge Spaß mit der Kiste. Als ich meinen ganzen Ikeaeinkauf im Stufenheck versenkte, ich feststellte das er nur gute 7 bis 8 Liter auf 100 schluckt und diese geilen Sessel! Eieiei. Ich könnte da an sich direkt einziehen! Und wer denkt das der Total im Eimer sein muss, irrt sich. Fast rostfrei, ohne Mängel vor 3 Wochen durchn Tüff und nur die hinteren Bremsklötze getauscht.

So, ich glaub ich dreh noch ne Runde. Mich abreagieren. Meine Freundin besucht gerade eine Baggererfindung der 90er, auf der sich Leute treffen die in den 90ern mal cool waren. Eine Afterworkparty. Ich darf jetzt nicht lästern oder so was, dann krich ich Lack. Ich sag nur: Mädchen - du bist zu Jung für den Scheiß.

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Montag, 10. August 2009
Mach's gut Essen?
Mal sehen was so Mittwoch rumkommt. Da fahr ich nen Vertag unterzeichnen. Ich hatte letzte Woche ein Vorstellungsgespräch. Die Gute Nachricht: Die wollen mich. Die schlechte: Die Stelle ist im SAUERLAND! Genauer: Arnsberg. Hmm, da bin ich ja nu ein wenig zwiegespalten. Arnsberg... Nicht gerade meine Traumgegend. So als Flachlandindianer und Großstadtfan. Naja, gleichen wir mal ab:


- Günstige Mieten für große Wohnungen spricht für Arnsberg. Punkt für Arnsberg
- Kultur und Abwechselung ergeben einen Punkt für Essen
- Das Sauerland ist Landschaftlich ansprechend. Ein Punkt.
- Ich brauche ein Auto im Sauerland. Also ein Punkt für Arnsberg. (Weil ich nun endlich nen Grund habe mir ne Kiste zu kaufen *freu*)
- „Ich wohn in Essen“ hört sich cooler an als Sauerland. Wobei ich bei dem klang beider Namen unwillkürlich Appetit bekomme. Ein Punkt für Essen.
- Essen ist die Erfüllung eines Traums (Ich wollte schon als kleiner Junge in die große Stadt) das Gibt 50 Punkte für Essen.
Sooo und nun das letzte Argument: Ich bekomme (hoffentlich) Arbeit im Sauerland. Plus 100 Punkte.

Endergebnis: 103:52 für Arnsberg. Nun fällt es mir auch gar nicht mehr schwer meine Kartons einzuräumen. Man soll ja auch mal abschied nehmen können. Ich freue mich auf jeden Fall mal wieder was neues zu entdecken und Arbeit zu haben.

Drückt mir die Daumen das Mittwoch alles klappt und ich die Stelle auch wirklich bekomme. :-)

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Montag, 27. Juli 2009
Wer zieht mich zurück ins Meer?
Was in drei Tagen nicht alles geschehen kann! Flugzeuge stürzen ab. Wale werden von Luxuslinern aufgespießt. Palin kämpft für freie Meinungsäußerung. Solange es ihre eigene ist - alle anderen fliegen raus...

Und bei mir? Nix. Drei Tage in der Bude. Nagut ich habe exzessiv Sims 3 gezockt und James Bond geguckt – aber das verbuchen wir mal unter „NIX“. Und nun habe ich zum ersten mal seit drei Tagen die Wohnung verlassen. Und es bereut. All die Frische, die die 30 Minuten Dusche gebracht hatte, verflog in Sekunden.

Und dann der Briefkasten. Gähnende leere. Noch immer keine positiven Nachrichten vom Arbeitsmarkt. 27 Bewerbungen sind unterwegs - waren unterwegs. Von knapp 12 Stellen habe ich ne Absage bekommen. Der Rest dümpelt so vor sich hin. Und die Frist läuft am ersten aus. Dann bin ich offiziell ARBEITSLOS! Arbeitssuchend bin ich ja schon seit nem halben Jahr. Ich schreibe Gerade meine Bewerbung um und ändere den Lebenslauf. Daran muss es liegen. Die Noten sind nämlich nicht schlecht. Na Gut, das Foto könnte auch der Grund sein, aber fürs Motiv kann ich ja nu auch nichts.

Wir waren ja gerade bei Walen und meinen drei Tagen Exil. Freitag bat ich meine Freundin zurück nach Meppen zu fahren, weil ich dachte, das ich meine Ruhe bräuchte. Als sie weg war, fiel mir auf, dass dem zwar so war, 3 oder 4 Stunden aber locker gereicht hätten. Die Aussicht auf Garnichts bezüglich der Zukunft und die schnell einkehrende Einsamkeit haben dafür gesorgt das ich mich gerade fühle, wie son gestandeter Wal. Man will von der Stelle, schafft es aus eigenem antrieb aber nicht. Wer zieht mich zurück ins Meer?

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Dienstag, 7. Juli 2009
Staatlich verordnetes Speiseeis
Schlagzeile im Spiegel oder Süddeutsche. Weiß nicht mehr genau:
Bischof Huber sieht Krise als Bibel-Prophezeiung

ICH LACH MICH TOT! Also wenn man will, kann man ja auch im Kaffeesatz Hinweise für den nächsten Weltkrieg oder den Verbleib alter Socken finden. Ich verstehe nicht, wie man so einen Humbug ernst meinen kann.

Heute morgen auf WDR 5 hatten die Kirchen, wie jeden Morgen, die Möglichkeit mein Hirn zu f.....en. Diese Woche war da ein Pastor der täglich Vergleiche zwischen Glauben und Steinen gezogen hat. Schäfchen (also wir) wurden zu Steinen, Gemeinden zu Häusern. Gott zum Fels in der Brandung und so weiter. Und jedes Mal komme ich gerade aus der Dusche, wenn sich diese geistlichen Ergüsse aus der Box meines Weckers quetschen. Ich bin also nass und nicht in der Lage mal schnell das Dinge auszumachen. Würde eh nicht lohnen, weil der Kirchenquatsch immer vor den Nachrichten kommt. Und die will ich ja hören!

Naja, danach hab ich heute erstmal meinen „Achtung:Wichtig!-Ordner“ aufgeschlagen und nen Brief vom Arbeitsamt rausgefischt. Dieser prophezeite mir einen Besuch im Raum 12015 um 10/45. Vorher noch mal schnell drei Stunden arbeiten, und verschwitzt auf dem Amt ankommen. Ich tröstete mich damit, dass die Leute im Jobcenter vermutlich auch nicht so gut aussehen würden. Das taten sie dann auch nicht. Nach der Eingangstür begann die Schlange. Sie war schwarz, bunt, gold. Kenner wissen: Ed-Hardy ist gemeint. Also, das war vermutlich die größte Ansammlung Klamotten dieser Marke, die jemals außerhalb des Ed-Hardy-Zentrallagers gesichtet wurde. Schreckliche Phantasien zischten durch meinen Kopf.

-Was ist, wenn das die Arbeitslosenuniform ist, um uns zu brandmarken. Ähnlich wie ein gelber Stern. Dann müsste ich auch bald so grenzdebil rumlaufen. Scheiße. Und jeder wüsste, dass ich arbeitslos wäre. So würde ich nicht leben können! Außerdem hätte ich dann allen Unrecht getan, die ich jemals wegen dieser Klamotten ausgelacht habe. Nein, nein, nein. Soll ich rausgehen? Auf Stütze verzichten? Lieber verhungern? Abnehmen musst du ja eh. Oh ja, das Hemd spannt ganz schön. Bald seh ich so aus wie diese fiesen fetten Harzis auf RTL2. Oh Mann, ist das heiß. Eis wäre nicht schlecht. Warum gibt es hier kein subventioniertes Eis, wenn es schon Uniformen gibt? Halt! Kein Eis. Dann wirst du noch fetter. Das wollen die doch nur. Lehn das Eis ab!-

Völlig verwirrt stand ich in der Schlange und merkte gar nicht, dass ich inzwischen der Erste war. Vorsichtig ging ich die paar Schritte zum Terminal. Die Frau schaute aufmunternd. Und keiner versuchte mir Eis in die Hand zu drücken. Soweit so gut. Machen wir es kurz. Ich wurde nach oben geschickt, wo eine unglaublich nette und geduldige Frau in einem Büro auf mich wartete. Sie versicherte mir mehrfach, dass es keine Arbeitslosenuniform gäbe und auch keine Speiseeissubventionen. Ich bin erleichtert, obwohl ich insgeheim doch etwas traurig wegen dem Eis bin.

Jetzt bin ich komplett aufgenommen beim Amt. Hab ne eigene Akte, bin informiert, wie ich welche Subvention nutzen muss und dass es ein oder zwei Schlupflöcher gibt, die man zur persönlichen Bereicherung nutzen könnte, wenn man wollte. Das will ich aber garnicht. Ich will Arbeit. Schon alleine, damit ich jeden Morgen einen Grund habe, pünktlich zur Morgenandacht im öffentlich rechtlichen aus der Dusche zu stolpern und mich zu ärgern!

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Montag, 29. Juni 2009
Ist es geschafft?
Komisch, ich fühl gar nichts... dabei sollte ich mich doch jetzt freuen. Das kann ich wohl nicht. Und Thema hatten wir ja auch schon mal. Klartext: Ich bin nun Staatlich anerkannter Erzieher mit allem zip und zap. An sich toll. Aber ich kann mich nicht so recht freuen. Nicht weil es nicht mein Wunsch war Erzieher zu werden. Nein, ich glaube es liegt daran, dass ich es nicht Begreife. Oder es für mich als selbstverständlich angesehen habe. Etwas anderes als bestehen wäre nicht in die Tüte gekommen. Wollen wir mal sehen ob ich mich mehr Freue wenn ich einen Arbeitsplatz habe. Aber "es" ist ja nie geschafft. Wäre ja auch langweilig, wenn man keine Herausvorderungen und Ziele mehr hätte...

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Donnerstag, 25. September 2008
Lebensfroh
Manchmal traut man seinen Augen nicht. Wir machten mit den Kindern einen Ausflug in den „Wald“. Ein Wald im Stadtteil Altenessen sieht anscheinen wie folgt aus: ein alter Friedhof der zum Park mit großen Bäumen umgewandelt wurde. An einigen Stellen stehen oder liegen große Grabsteine, eingestürzte Kapellen verstecken sich im Gebüsch und die großzügigen Grünflächen kann man aufgrund von Hunden nicht betreten. Entweder weil sie dort selber ihr Unwesen treiben oder wegen der Andenken die sie hinterlassen. Toller Wald. Das ist aber nicht das was ich euch berichten will, denn so besonders ist das ganze auch nicht.

Meine beiden Kollegen und ich teilten uns eher durch Zufall in drei Gruppen auf, denn wir suchten mit den Kindern Kastanien und bunte Blattwerk. Als erstes war meine russische Kollegin mit einigen Kindern verschwunden. Sie ist ca. einssechsig hoch, leicht übergewichtig, hat einen fröhlich irren Blick, knallrote Haare und ist um die 50. Ich suchte mit meiner Teilgruppe an einer anderen Stelle, wo wir eine kleine Gruft aus Sandstein, die eher nach einem abgedeckten Trog aussah, fanden. Anhand der Inschrift bemerkte ich allerdings, dass es sich um ein Kindergrab handelte. Ich sagte den Kindern trotzdem, dass es eine abgedeckte Wasserstelle war. Also verloren die Kinder das Interesse und so suchten wir weiter. Wir schlugen uns ins Unterholz, weil dort so schöne bunte Blätter herumlagen, als plötzlich, aus der Richtung des Grabes, ein fröhliches Singen erklang. Ich meine, dass es „Kalinka“ war. Freilich wurde ich neugierig, bat meine Kinder an Ort und Stelle weiterzusuchen und kämpfte mich zurück durchs Unterholz. Gerade schob ich den letzten Ast beiseite, als mir klar wurde was dort geschah. Meine russische Kollegin tanzte wie ein fröhlich überdrehtes Teufelchen gemeinsam mit 3 Kindern auf dem Grab, ihre Haare wehten frech im Wind und sie hielt an jeder Hand eines der Kinder. Das dritte hopste wie von Sinnen auf und ab und brüllte mit. Zwei weitere Kinder hüpften vor dem Grab umher und donnerten ebenfalls den Song. Ich rieb mir erstmal die Augen, und beschloss das ganze nicht gesehen zu haben um mich zurück ins Unterholz zu meinen Kindern zu begeben. Ich hoffte nur, dass nicht genau jetzt der Ruhrpottopa, den ich einige Minuten zuvor sah, mit seinem Dackel um die Ecke biegen würde.

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Montag, 22. September 2008
Brief an die Leser
Liebe Leser,

Turbulente Wochen liegen hinter mir. Neben der Arbeit Schulprojekte vorbereiten, eine Spritztour an die Nordsee, jeden Tag das Abenteuer Kindergarten und viel mehr. Die Kita ist auch der Grund für meine Abwesenheit. Da ich den Anspruch habe mein bestes auf der Arbeit zu leisten, falle ich meistens bereits um 22 Uhr in die Federn. Um 6 Dann wieder raus. Die verbliebene Freizeit nutze ich dann zum Filmegucken, Lesen, oder um mich mit Freunden zu treffen. Ganz spießig. Das Leben als Schüler ist vorerst vorbei. Und ich bin (noch) nicht traurig darum. Im Gegenteil.

Ich könnte euch so viele geniale Geschichten von der Arbeit berichten, aber leider darf ich das nicht. Datenschutz lässt grüßen. Einiges würde wirklich den Ekelfaktor sprengen, und meine Berührungsangst gegenüber jeglichen Körperflüssigkeiten tendiert inzwischen gegen null. Dass man einmal die Woche angebrochen wird oder den kompletten Gruppenraum bzw. Teile des Außengeländes von Kot säubern darf sei da mal als Beispiel erwähnt. Demgegenüber stehen Fortschrite seitens der Kinder, die einen in Staunen versetzen. Spielen ist Arbeit. Ganz eindeutig. Die Natur hat das ganze wirklich klug angelegt. Während ich mir manchmal Wissen einprügeln muss, lernen meine Schützlinge im Spiel. In kürzester Zeit beginnt die sabbernde Brabbelmaschine erste Wörter auszusprechen, statt meinen Ärmel vollzulüllen und kann mich inzwischen sogar beschimpfen (ummnopp - Dummkopf). Plötzlich kann ein Kind die Schleife, ein anderes beginnt seinen Namen zu Schreiben, während andere vom Wackelturm zum stabilen Gebäude beim Bauklötzestapeln wechseln. Manchmal treiben mich die Kleinen aber auch an den Rand des Wahnsinns. Ich werde mir mal für die besonders unterhaltsamen Anekdoten einen Weg einfallen lassen, um sie Datenschutz unbedenklich online stellen zu können. Bis dahin müsst ihr mir verzeihen, dass mir manchmal schlicht die Zeit oder die Energie fehlt um euch mit neustem Unsinn versorgen zu können.

Bis dahin
Euer Myspaceopfer

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Samstag, 30. August 2008
Samstagnachmittagsnotkaufschlacht
Diese Woche hat sich eine Hose während der Arbeit mit einem lauten „RrrrAtsch!“ verabschiedet. Genau im Schritt. Na super. Zja, da ich relativ wenige Hosen habe musste ich mir nun eine neue beschaffen. Und eines sollte ich zugeben: Ich bin zu Anspruchvoll. Ich wollte eine schlichte schwarze Stoffhose ohne modischem Karottenschnitt für höchstens 30 Euro. Hätte ich ne kaputte Jeans mit einschnitten an den Hosenbeinen, güldenen Stickereien und aufgebügelten Strasssteinchen haben wollen, so wie anscheinend jeder normale Twen, wäre ich in 10 Minuten fertig geworden. Aber nein, ich neige ja zur Extravaganz.

Also auf zur ersten Anlaufstelle: C&A. Wie gewohnt werde ich äußerst unfreundlich bedient. Wobei von „bedient“ keine Rede sein kann. Die Frau schaut mich nur skeptisch an und nuschelt etwas von „3. Stock“ in ihren gepflegten Damenbart während sie sich zu recht wieder ihrer Kollegin zum Tratsch zuwendet. Alles andere hätte mich auch erstaunt. Allerdings haben mir die Hosen, die dort feilgeboten wurden, nicht überzeugt. Zu oll, zu unbequem.

Auf zum H&M: Hier werde ich wie immer äußerst freundlich und zuvorkommend beraten. Eine kleine, für H&M ungewöhnlich moppelige Frau saust mit mir durch die Gänge und gibt sich alle erdenkliche Mühe mir weiterzuhelfen. Am Ende habe ich 3 Hosen zur Auswahl. Zwei werden direkt wieder Abgegeben, weil sie unten zu eng geschnitten sind. Bei der dritten fliegt fast der Knopf ab. Bin ich so fett geworden? Ich stehle mich leise aus den Laden, weil es mir unangenehm wäre, der Frau erklären zu müssen das alle ihre Mühen umsonst waren.

Nun auf zum Kaufhof. Wunderbare Auswahl. Ich finde gleich 4 Hosen die mir gefallen. Auch ohne Hilfe der Angestellten, bei denen ich mich zunächst frage, ob es sich um Securitys oder Kaufhofangestellte handelt. Zu den Hosen: Richtig gute Schnitte. Sportlich klassisch, aber nicht so nach Großvaters Art wie im C&A. Dann die Preise. 39 Euro, 65 Euro, 119,95 und 89 Euro.

Ich brauch ne Pause und setze mich in die Templebar. Eine angenehme Bar mit großem Biergarten mit noch größerem Unterhaltungswert, da dieser direkt gegenüber dem Eingang eines Sexkinos liegt. Zapp, eine Cola, ein wenig in meinem Buch schmökern, dann geht es weiter. Schwupps ist auch schon ne Stunde um. Ich muss mich nun sputen. Bald ist es 8 und die Läden haben dicht.

Letzte Anlaufstelle: NewYorker. Desillusioniert stapfe ich ohne jede Hoffnung durch den Laden. Alles so schön bunt hier. Und sogar die Sachen für die Männer glitzern. Bocklos gehe ich an einem Restpostenständer vorbei, als ich sie sehe. Es ist nicht liebe auf den ersten Blick, doch so ziemlich das was man sucht. Glücksgefühlte stellen sich zwar nicht ein, aber dafür sehe ich die Dinge deutlicher. Mir ist klar: Heute kann es nur die oder keine sein. Einmal links, einmal rechts geschaut. Vom Ständer gerissen, bezahlt und verduftet. Warum nicht gleich so? Nun ist sie geschlagen. Meine Samstagnachmittagsnotkaufschlacht.

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Donnerstag, 21. August 2008
Mittagspausen
Das MySpaceOpfer nascht gerne. Und so geht es eines Tages während der Mittagspause die Straße hinunter und knabbert an einem Donut mit Schokoglasur herum. Dieser schmeckt dem M.S.O. vorzüglich und so vertilgt es den Donut mit Haut und Haaren. Natürlich hat es sich danach wie immer unter generalverdacht, sich selber beschmiert zu haben. Und da es jeder eventuellen Peinlichkeit in Verbindung mit Schokoflecken im Gesicht umgehen will, fragt es einen freundlich blicken Afrikaner an der Haltestelle. „Entschuldigen sie.“ sagt das MySpaceOpfer. „Habe ich so braune Flecken im Gesicht? Hab gerade Schokolade gegessen!“ Es grinst sein Gegenüber freundlich an. Doch der Mann, gerade noch fröhlich, erstarrt zunächst. Dann fallen seine Mundwinkel ins Bodenlose und der Blick verfinstert sich zu einer Gewitterfront. „Sag mal, willst du mich verarschen du Fascho? Ich hoffe für dich, das du das gerade nicht so gemeint hast wie es sich angehört hat!“ Dem MySpaceOpfer wird sein Fehler bewusst. Es läuft rot an, beginnt eine Entschuldigung dahinzuplappern, macht dadurch aber nur alles noch Schlimmer. Es hat das Gefühl im Boden versinken zu müssen und Verschwindet dorthin wo es herkam. Die Mittagspause ist vorbei.

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