Freitag, 18. Juli 2008
Der Tag des Sofas


Oh man! Ich habe Arme wie ein Gorilla! 10 cm länger als sie sein sollten. Und zudem einen unsäglichen Muskelkater in Armen, FINGERN und Schultern. Bin ich ein Weichei. Dabei habe ich das blöde Ding allerhöchstens 900 Meter geschleppt. Na gut, einiges Gepäck hatte ich später in Form von Bier und eines Mucketoasters auch dabei. Das dürfte allerdings nicht weiter ins Gewicht gefallen sein.

Ein Paar tage vorher: Die Anfrage kam überraschend. „Hast du nicht Lust mir beim Umzug zu helfen? Wir wollen das Sofa in die neue Wohnung bringen. Sind nur 6 Kilometer.“ Ich dachte natürlich, dass das Sofa mit einem Transporter überführt wird. Doch da täuschte ich mich. Der Gonzosoph, welcher hinter allem steckte, hatte sich nämlich überlegt das Sitzmöbel einmal quer durch Münster zu tragen! Ich schluckte. Die Idee war total bescheuert. Also willigte ich ein.

Die Tage verstrichen. Ich wurde mir immer sicherer, dass es ein Fehler war eingewilligt zu haben. Aber andererseits war da der Drang diesen Schwachsinn durchzuziehen. Und sich die Blöße geben und absagen? Ähh, nein!

Der Tag des Sofas: Münster ist eine wirklich schöne Stadt. Grün, freundlich, Menschen die LÄCHELN wenn sie auf der Straße unterwegs sind! Das müsste man sich mal im Pott erlauben. Wir fanden uns alle in der alten Wohnung vom Gonzosophen ein. Insgesamt waren wir sechs Träger. Unsere Ausrüstung bestand aus Bier, einen Mucketoaster mit Tapedeck und einem Sofa. Frisch in Folie eingeschlagen, und damit vor Regen geschützt, machten wir uns auf den Weg. Zunächst begleiteten uns U2 und Fragmente diverser Soundtracks, wie Bringing out the Dead. Fein, fein.

Bald schon galt es neues Bier einzukaufen, die Vorräte hatten sich all zu schnell geleert. Wie wir so auf dem Kirchenvorplatz saßen, fiel der Blick eines Begleiters auf ein Fahrrad, welches „S“ mitführte. Daraus resultierte folgender Ausruf: „Son Rad an sich, is ja ne super Erfindung!“ Klar, warum hatten wir das nicht schon eher ausprobiert? Vermutlich waren wir bis zu diesem Moment nicht besoffen genug. Eine Kante auf den Gepäckträger gewuchtet, die andere von zwei Trägern gestützt. Das ging von nun an so leicht, dass man locker das Doppelte hätte tragen können. Natürlich wechselte man sich hin und wieder ab. Unser Weg führte uns feuchtfröhlich an Menschentrauben, Hauptverkehrsstraßen und grünen Auen vorbei. Und überall waren die Reaktionen auf unseren kleinen Zug dieselben: lachende Gesichter. Nicht von oben herab, eher anerkennend belustigt.

Da es uns um die Sache ging und wir nicht von der Zeit getrieben wurden, legten wir einige Pausen ein. In Bushaltestellen, auf Bürgersteigen und auf einer Brücke, auf der wir vom Sofa aus herrlich den trainierenden Kanuten zuschauen konnten, während wir die Pogues und frisches Bier genossen. Das für mich interessante war, das Körperliche Anstrengung dafür sorgte, das das Bier, welches ich normal gar nicht trinke, plötzlich schmeckte.

Zwischendurch wurde bemerkt, dass wir die Aktion als Kunst hätten deklarieren sollen. Doch von anderer Stelle kam der berechtigte Einwurf, was das denn wohl für Kunst wäre, wenn man es erst noch dran schreiben müsste.

Heute: Auch wenn ich einen schmerzhaften Muskelkater habe, ich bereue nichts. Ein Tag voller freiwilliger und unfreiwilliger Komik, netten Leuten , schrägen Typen und einem Sofa mit Schrottwert. Was will eine Sofakartoffel wie ich mehr? Danke an den Gonzosophen für diese wunderbare Idee!

Achja: Hier gibt es die Fotos zur Aktion.

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